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Geschrieben von: Fuppe   

Papier ist geduldig!?

Oder, warum ein großer Teil davon nur  mehrlagig übereinandergelegt und „auf Rolle“ einen Nutzen hat

Wer kennt sie nicht, die große Versuchung aufzufallen, herauszustechen aus der grauen, trägen Masse. Die alte, verhasste Arbeit einfach hinzuschmeißen und was Neues anzufangen. Um jeden Preis. Da wird oft Monate, ach  Jahrelang gegrübelt. Die Uhr läuft schneller und schneller. Was kann ich tun? Banküberfall? DSDS? Big Brother? Politiker? Rennfahrer? Weltumsegler? Den Mount Everest im Handstand besteigen?

Und dann kommt es. Urplötzlich die Erleuchtung.  Ich muss SCHREIBEN! Mich mitteilen. Der gesamten Weltöffentlichkeit. Jawohl. Schreiben. Aber was? Ein Buch? Zu schwer, zu viel!  Zur Zeitung gehen? In die Presse?! Jaaaa, das ist es. Freier Journalist. Unabhängig, überparteilich. Völlig wertfrei berichten. Ehrlich, sachlich, immer loyal. Die Ideale sind riesig. Plötzlich die Erkenntnis. Das wollt ich schon immer machen. Raus aus dem Mief. Im Mittelpunkt stehen. Dann laufen die Gedanken von alleine weiter. Wo kenn ich mich aus? Wo hab ich ne Chance? Na im Sport! Aber nicht irgendein Sport. Nicht Bogenschießen oder rhythmische Sportgymnastik. Neee. Das lockt keinen Hund vor die Hütte. Fußball muss es sein. Der Weltsport Nr. 1.  Na klar. Über die Bundes-Liga berichten. Über die großen Ereignisse an jedem Spieltag.  Hunderttausende Menschen, die allwochenendlich durch Deutschland pilgern. Die dann am Montag alles noch mal haarklein diskutieren. Mit denen, die die Spiele am TV oder Radio gesehen/gehört haben. Wo jeder alles besser wissen muss! Oder?  Die nach jedem noch so winzigen Artikel über ihre Mannschaft in der Presse suchen. Die Auflage!!!!!!! Gigantisch.

Man kennt sich doch aus. Hat doch selber mal gespielt in der Jugend. Was muss man schon wissen? Der Ball ist rund und das Spiel dauert 90 Minuten, mehr kommt doch vom Kaiser auch nicht. Und die Mannschaften? Die Bayern kennt man doch. Wart mal, Lahm, Ribéry, Gomez, ha. Und der Neuer hat die Nummer 1. Oder? Den Rest liest man sich an.

Und leider kommen solche Flitzpiepen dann auch irgendwo unter. Die Medienlandschaft ist riesig. Eventuell  haben sie auch irgendeinen Onkel oder Schwippschwager sitzen, der Beziehungen hat. Der bringt sie rein. Und dann? Dann schreiben sie los. Anfangs noch gelenkt, überwacht und zensiert. Das ist wie bei kleinen Kindern. Denen macht man ja auch erst mal Stützräder ans Fahrrad. Damit sie nicht hinfallen.

Soweit, so gut. Aber im Gegensatz zu den Bambinis, die man jahrelang betreut, die sich langsam steigern, die man auf Ihrem Rad am Anfang auf einer abgelegenen Piste fahren lässt, dann irgendwann mal auf dem Fußweg und wenn sie es ganz gut draufhaben irgendwann auf einer Nebenstraße, mit Eltern im Rücken natürlich,

lässt man die Fußballschmierfinken zu bald aufs geneigte Millionenpublikum los. Ein paar Wochen lang haben sie meist nur die Halbzeitstände, Endergebnisse, gelbe Karten und Auswechslungen zu Papier zu bringen. Und wenn sie dabei keine groben Schnitzer fabriziert haben  (wie Schalke 05 oder FC Freiburg) dann werden sie sehr bald gänzlich von der Leine gelassen.

Und dann passiert das, was passieren muss. Sie werden größenwahnsinnig. Je länger sie dabei sind, um so mehr fangen sie an, sich zu bilden. Und zwar sich Ein. Getreu dem Motto:“ Einbildung ist auch eine Bildung“! Sie stünden über den  normalen Werten. Sie übertragen ihre „Weltanschauung“ vom Leben und  ihre Wertevorstellungen auf  die Berichte, die sie schreiben.  Nur keine Normalität. Ja nichts schreiben, was erst mühsam herausgelesen werden muss. Keine Beiträge, die man sich vom Anfang bis zum Ende durchlesen muss. Nein, die Überschrift muss einen schon vom Hocker reißen. Begriffe wie Jahrhundert…..Jahrtausend…….des Monats…..des Jahres……der Welt……….des Universums……...sind Alltag geworden. Nicht nur im Fußball. Der Sinn, die Kraft dieser Worte wird ausgehebelt und ausgewaschen durch den dauernden Gebrauch, er verblasst.  Die Macht der Medien ist bedrohlich. Was kommt denn noch, nach dem Tor des Universums? Wie kann das noch überboten werden?

Irgendein Spieler meint, ein Buch schreiben zu müssen und die Mediengewaltigen funktionieren ihre allwöchentlichen Fußballdebatten und Bierrunden stante pede  zu perfiden Buchbesprechungen um. Betreiben Kaffeesatzleserei und trumpfen auf mit angeblichen Beweisen, herausgelesen zu haben, was der Autor den geneigten Lesern damit sagen will. Ähnlich dieser seltsam anmutenden,  abgehalfterten und selbsternannten Adelsexperten; welche da  monatelang vor den Königshäusern dieser Welt herumlungern, sich in den Wind stellen sobald aus den blaublütigen Hintern ein Furz das Haus verlässt, Witterung aufnehmen  und  dann nichts Besseres zu tun haben, als der gesamten Weltbevölkerung stolz kund zu tun, dass es bei Royal’s heut Zwiebelsuppe zum Brunch gab.

Was sind das für Leute? Wo ist deren Gewissen, ihre Moral? Haben die wirklich alle ne schwierige Kindheit gehabt und leiden jetzt unter maßloser Geltungssucht oder was?! Was treibt die Medienkonzerne nur zu solcher Gigantomanie? Wohlgemerkt in beide Richtungen. Fußballvereine werden gestern zerpflückt und heute glorifiziert. Es furcht sich einem die Stirn und die Unverständnis wächst.

Der gerechte Zorn und die Empörung müssen raus. Da steht es. Schwarz auf weiß. Wort für Wort. Auf Hochglanzpapier. Oder flimmerfrei mit 200Hz und in einer Geschwindigkeit von 2ms auf den Bildschirm gezaubert. Steht da und wirkt. Man liest es und kann es nicht begreifen! Sie lassen das Fallbeil über  unserer  Borussia aus Mönchengladbach im Spätwinter der Saison 2010/2011 herunter rauschen und tragen unser Haupt zu Markte, noch bevor 1. die 11 Geschworenen sich die Anklage überhaupt zu Ende angehört haben und 2. der Scharfrichter wie von allen Hunden gehetzt die Guillotine noch jedes Wochenende kreuz und quer durchs Land schiebt, zu ergründen, wen es erwischen wird. Haben ihre Plakate schon an alle Litfaßsäulen geklebt:

Herhören, herhören:

Der Weg  in die 3. Zweitklassigkeit nicht mehr abzuwenden!

  1. Absteiger steht so gut wie fest!

Zerfällt der Fohlenstall?

Gladbach. 2. Liga. Eine Riege von Versagern. Wer geht, wer bleibt?

Frontzeck legt sein Heimatland in Schutt und Asche!

Unfassbar. Sprachlos. Die selben Schreiberlinge, die zu Robert Enkes Trauerfeier in der AWD-Arena (Niedersachsenstadion) ihre Taschentücher tränengetränkt in den Armanianzug steckten, sich selbstkasteiend Besserung gelobten, einsichtig darüber, dass ihre Berichterstattung wohl ab und an ein wenig übers Ziel hinaus schoss. Die Taschentücher sind wohl wieder nass geworden, weil ihnen einer abgeht, wenn sie mittels dichterischer Freiheit ihre literarischen Findlinge ins Rollen gebracht haben. Halt, nein.  Das Wort literarisch nehme ich zurück. Das wäre Perlen vor die Säue. Unter Literatur stellt man sich gemeinhin etwas Anspruchsvolles vor. Etwas, das Zeit in Anspruch genommen hat. Und Mühe.

Es ist schon ein Wahnwitz, das Presse, Funk – und Fernsehen so lange auf Menschen, die in der Öffentlichkeit stehen einhacken können, bis die meisten von denen entnervt aufgeben oder aufgegeben werden.

Und als Borussia Mönchengladbach dann plötzlich gegen den BVB gewann, völlig unerwartet, hieß es nicht etwa verdienter Maßen:  Borussia Mönchengladbach schlägt den künftigen Deutschen Fußballmeister! Neeiiiin. Der BVB verliert beim Abstiegskandidaten Nr. 1.

So ist’s fein. Das bringt mehr Auflage. Riesengroß die Schlagzeile auf Seite 1 liest der geneigte Fan von Weitem nur: BVB verliert……….. Das weckt Interesse. Stünde da, Gladbach gewinnt…………..wen juckt’s denn noch. Wie war das? Die sind doch schon fast im Unterhaus.

Fairness darf man nicht erwarten in den Redaktionen der Buchstabenzunft.

Auf dem Platz ist sie doch auch schon seit Jahren verlorengegangen.  

Der Rest ist bekannt. Wir sind drin geblieben. Mit einer geschlossenen Mannschaftsleistung. Mit Willen. Mit einem Trainer, der die Mannschaft verändern konnte, der sie aus ihrem Dornröschenschlaf weckte. Wohl nicht mit einem Kuss, eher mit nem Tritt?  Ein Leistung, die Respekt verdient. Woche für Woche am Abgrund. Und trotzdem konzentriert und entschlossen gespielt. Sich gewehrt. Das Wunder wahr gemacht. Aber wir blieben auch drin, weil das Glück ein launisches Luder ist. Weil zum Beispiel der Schiedsrichter entschieden hatte, das Spiel nach seinen Vorstellungen zu beenden und nicht nach denen  des 4. Offiziellen. Wozu er das Recht hat!! Welches allerdings eher selten genutzt wird. Glück?!

Ich will nicht alle Umstände nennen. Aber eine Menge Dusel war schon auch dabei. Das werden die Wenigsten bestreiten.

Und jetzt?

Wir reiben uns Woche für Woche die Augen. Zwick mich mal! Oder lieber doch nicht? Nee, lass mich weiter träumen. Ist grad so schön.

Wie bitte, ist kein Traum? Ist kein Traum! Stimmt schon. Wir haben derzeit 23 Punkte nach 12 Spielen. Unfassbar. Genial. Die pure Entspannung. Die Kollegen reißen einem Montag morgens die Tür auf, „ du hast die Stecktabelle noch gar nicht aktualisiert! Fährst du nächste Saison dann auch nach Mailand oder Madrid“?

Lapidare Antwort meinerseits „Egal, hauptsache Italien“. Gäääähnn.

Und nicht nur die Gazetta della Blöd titelt:

Bayernjäger!

Wiedergeburt der Fohlen!

Dantes Haare bis zur Meisterfeier wieder komplett?

Raufen könnte man sie sich, die Haare, ob der Tatsache, dass viele Menschen genau so was brauchen. Sonst wäre die Auflage nicht so hoch. Die Medienmacher kennen die Schwächen der Menschen genau. Die 10 „du sollst nicht“ sind doch nicht entstanden, weil es so kaum jemand gab, der sich nicht dran gehalten hat. Hää? Egal.

Ich grinse auch jedes Mal, wenn ich irgendwo die Tabelle sehe. Und ich glaube auch, dass wir das nächste Spiel wieder gewinnen können. Ich genieße die Situation und jede Debatte über unsere Borussia.

Aber ich sehe uns „nur“ näher an die 40 – Punkte – Marke kommen. Schneller näher als gewohnt. Und ich höre den Trainer in jeder Pressekonferenz sagen, dass es trotz Allem eine sehr schwere Saison werden wird. Und ich sehe unsere Personaldecke.

Und ich sehe die Zeiträume. Da sind die letzten Jahre, in der Borussia keinen Blumentopf gewinnen konnte.

Und jetzt die Monate, in denen es prima läuft. Wenn ich jetzt in einem Lexikon die Begriffe: Beständigkeit oder Stabilität beschreiben sollte, welchen Zeitraum würde ich mir wohl aussuchen, um diese Wörter am besten zu untermauern?

Ich will doch die derzeitige Erfolgsserie nicht zerreden. Ich will sie nur einordnen. Ich bin auch nicht auf der Suche nach dem berühmt-berüchtigten Haar in der Suppe. Wie auch. Die Suppe ist doch noch gar nicht serviert. Die Zutaten sind alle drin. Es fehlt nichts. Aber fertig ist’s noch lange nicht. Wer hat als Kind seiner Mutter nicht in die Töpfe geschaut und dachte, das sieht aber lecker aus. Kann ich mal kosten?

Und was war die Antwort? Das schmeckt noch nach Nichts!!! Das muss noch.

Also heiß bleiben, Jungens.

In diesem Sinne. Guten Appetit.

Euer Fuppe.