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Die Todeszone des Bulimalaya PDF Drucken E-Mail
Aktuelles
Geschrieben von: Originalfuppe   

Der Mai ist bekanntermaßen der Wonnemonat eines jeden Jahres. Auch ein noch so heiterer Frühling hat nur einen Mai, sagt man. Während es im April immer noch mal zu fiesen, unberechenbaren Stürmen kommen kann, nicht selten verbunden mit kalten, durchdringenden Regenschauern, welche die gerade aufkeimenden Hoffnungen auf die Beständigkeit der Sonne mit fast unnatürlicher und doch so naturgesetzgemäßer Gewalt zunichtemachen, so ist es spätestens im Mai durchschritten, das Tal der Ungewissheit. Der Hebel ist umgelegt, das Ziel erreicht. Die schweren, engen, unbeweglich machenden Winterklamotten können bis zur nächsten Saison endgültig eingemottet werden.

Der Morgennebel im Mai gibt allenfalls Anlass zur Freude auf einen bevorstehenden beständig heiteren Tag. Denn nach dem er sich gelichtet hat, übergibt er der Sonne auf der Himmelsbühne die Hauptrolle, die mit ihren so lange vermissten, jetzt wieder spürbar wärmenden Strahlen in unseren Seelen jenes Gleichgewicht wiederherstellt, welches der Winter doch um Einiges in Unordnung zu bringen vermochte.

Apropos Saison. Auch die Bergsteiger beispielsweise haben im Mai Grund zur Freude. Besonders all diejenigen, die ganz hoch hinaus wollen. So hoch wie nur irgend möglich. Welche das Dach der Welt erklimmen wollen. Denn auch dort ist der Mai der Monat der Entscheidung. Die Tiefs der winterlichen Vorbereitungsmühsal, des ewigen Trainings und der depressiv anmutenden Gedanken über die Sinnhaftigkeit dessen, was man vorhat, sind auch dort im Mai vergessen. Denn nur im Mai ist die kleine Tür offen, durch die der höchste Berg der Erde es den Menschen überhaupt gestattet, einzutreten um den Traum vom Erreichen des Gipfels wahr werden zu lassen.

Ja ja, der Mai. Für die Gipfelstürmer in der Fußball-Bundesliga steht er wohl ebenfalls im Fokus. Meisterschaft, Pokal, Championsleague……… alles wird im Mai entschieden. Natürlich wird schon im Februar versucht, den einen oder anderen von der Gipfelposition zu schubsen, vor allem die neuen „Klettermannschaften“, die erst relativ kurz in den Hochgebirgsregionen zu finden sind, nachdem sie im letzten Jahr noch das Tal der Tränen durchschritten, am Abgrund standen und sich nur durch ein Wunder retten konnten vor dem Absturz ins Gebirge der 2. Kategorie. Diese Nachrücker müssen da oben mit allerhand miesen, hinterhältigen Attacken der alten Seilschaften rechnen. Da wird schon mal der eine oder andere Klettersportberichterstatter engagiert um ein paar Steine ins Rollen zu bringen. Der darf dann eben mal mit VIP-Ausweis an der stolzen geschwollenen Brust hinein schnuppern, in die Hochgebirgswelt der großen Profis. Der muss sich dann nicht hinten anstellen. Er darf sich im Basislager der Spitzenteams die wochenendliche Klettertour vom Logenplatz aus anschauen. Mit zusätzlichem Sauerstoff sozusagen, in Form von Champagner und Lachshäppchen. Dafür soll er allerdings seine Zeilen vor der Veröffentlichung bitte gefälligst mal gegenlesen lassen. Und auch für den einen oder anderen Hinweis seitens der Personalplaner der großen, erfolgreichen Klettervereine möge er sich dankbar zeigen. Schließlich ist man ja nicht mehr so ganz einsam in der Höhe. Gerade in dieser Saison. Da hat sich doch heimlich, still und leise ein Kletterteam herangearbeitet, von dem die Creme de la Creme der Gipfelstürmer nicht mal im Traum annahm, sie würde denen auf solchen Höhen begegnen. In der Todeszone, sozusagen. In die man sich zwar mal, wie auch immer verirren kann, in der einem aber über kurz oder lang ohne die nötigen Fettreserven und jeder Menge Flaschen voll sündhaft teurem zusätzlichem Sauerstoff sprichwörtlich der Atem ausgeht. Denn die Luft ist sehr dünn in diesen (Tabellen)-Regionen. Bisher jedenfalls war man doch felsenfest davon überzeugt, nur die bestens akklimatisierten Teams, die sich schon über Jahre immer wieder in derart überlebensfeindlichen Höhen aufgehalten haben, trotzen derart rauen und dünnen Lüften und stehen dann standesgemäß und vermeintlich verdient wie noch in jedem Mai auf dem allerhöchsten Gipfel. Hat man doch weder Kosten noch Mühen gescheut, die widerstandsfähigsten „Sherpas“ der halben Welt auszuspähen um diese dann, koste es was es wolle, zu verpflichten.

Und nun sind da plötzlich diese Spunde mit der Raute auf der Brust aufgetaucht. Nennen sich Borussia und kommen vom Niederrhein. VOM NIEDERrhein! Sagt doch alles, oder? Haben sich still und heimlich hochgespielt. Zuerst unauffällig. Dann mit Macht. Wer soll denn die auch gleich erkennen? Mit ihren oft weißen Klamotten. Hier, im Hochschnee. Unfair. Wo das doch dieselben Amateurkletterer sind vom letzten Mai. Wie machen die das? Sollten lieber dankbar sein, dass sie überhaupt noch in diesem Ligagebirge klettern dürfen. Was erlauben die sich?

Haben sich nach dem letzten Winter einen neuen Expeditionsleiter geholt. Aha! Das scheint der Yeti zu sein, so wie der sich hier auskennt. Und nun? Wie soll denn das weitergehen? Die werden sich noch vorbeidrängeln. Der Gipfelgrat ist schmal. Da kommt nur einer durch. Die anderen purzeln. Ach was, purzeln! Stürzen, rauschen durch ins Bodenlose. Der Zweite ist der Erste Verlierer! Da muss doch was geschehen! Das geht doch nicht. Aber was nur?

Und da kommt dann die Zunft der Schreiberlinge wieder ins Spiel. Die sollen zumindest mal falsche Rauchzeichen geben. Wie die Indianer damals. Als Kriegslist. Der Zweck heiligt die Mittel. Jedes ist recht. Schau´n mer mal, dann seh´n mer schon.

Sie sollen in den Köpfen der Borussen aus Mönchengladbach den Spaltpilz wachsen lassen. Sie nervös machen. Nervosität ist gefährlich. Sie überträgt sich oft bis in die Beine. Die werden weich, treten fehl. Das kann grade hier fatale Auswirkungen haben. Hier oben sind die Beine das Kapital. Der Gipfel kommt so langsam in Sicht, scheint zum Greifen nahe und die Beine machen schlapp? Fiese Vorstellung. Man will sie also zum Straucheln bringen, die Überraschungsgemsen aus MG. Und wie macht man das? Man hetzt die Kletterer gegeneinander auf. Setzt Gerüchte in die Welt, die Seilführer würden nächstens ins andere Lager wechseln. Lockt mit besseren Kletterbedingungen. Mit Gipfelgarantie! Zahlt völlig überzogene Summen, denen man nur schwer widerstehen kann. Schließlich kann man ja auch nicht ewig in den Bergen herum kraxeln. Man muss beizeiten an später denken. Und tatsächlich. Einer der besten Junggipfelstürmer, ein Nachwuchskletterer eigentlich noch, tut endlich kund, in der nächsten Saison bei den schwarz-gelben Namensvettern zu den höchsten Gipfeln gelangen zu wollen.

Na also. Man muss nur immer weiter stochern. Steter Tropfen höhlt den Stein. Den Pulitzerpreis im Sinne meinen die Zeitungsreporter das Halteseil des Rautenteams angeritzt zu haben. Die Hauptfaser hält noch? Also weiter. Wen haben die noch in der Seilschaft? Wär doch gelacht. Und so wird eben weiter geschmiert. Die Buchstaben füllen das Papier. Da passen ne Menge von drauf. Grenzen kennt man nicht. Es geht um viel. Da werden angeblich Spieler beobachtet und ausgespäht, die klettern gar nicht fürs Borussenteam. Havard Neustädter schreibt einer!!!! Wie bitte? Egal. Gelesen ist gelesen. Morgen wird eh der Fisch drin eingewickelt. Wer noch? Bald haben sie alle durch. Und als nächstes wird an den Kletterleistungen rumgemäkelt. Ein kurzes Verschnaufen, ohne Höhenverlust wohlgemerkt, wird als Schwäche interpretiert. Ein normaler Rückschlag beim Vergleich mit dem(Nürn)Bergteam wird als sicheres Zeichen für die böse Trendwende nach unten ausposaunt und der Orakelexpress meint, die Bergfohlen lägen flach. Die nüchterne Feststellung des Expeditionsleiters, andere Teams hätten mehr gleichwertige Ersatzkletterer, wird als verbale Vorkapitulation oder zumindest als sicheres Anzeichen für den baldigen Abstieg vom Gipfelweg, zur Umkehr versponnen. Umkehr! So ziemlich das Mieseste für einen Bergsteiger. Abstieg vom Berg! Ein Albtraum für jeden Alpinisten. Und gerade darum geht es doch. Der ist doch für diesmal vermieden. So zeitig in der Saison wie nie. Das Ziel der Bergkameraden vom Niederrhein ist doch längst erreicht. Den Gipfel bürden uns doch Andere auf. Bei jedem Meter, den wir jetzt noch höher klimmen, genießen wir doch die Aussicht. Aber wir haben doch auch Respekt vor der Höhe. Gerade weil wir von ganz unten kommen. Die ganzen Beobachter von der Plattform aus dem Basislager leiden doch an der Höhenkrankheit. Nicht wir! Verwirrung, Sinnestäuschung sind ihr Begleiter. Wie ist es sonst zu verstehen, dass man uns als Mitglied der fantastischen 4 die Gipfelschale in den Rucksack packen will?

Klar wird bei den Borussen heimlich geträumt. Die Gedanken sind frei. Das ist menschlich. Auch bei Profi- Bergsteigern“. Aber mehr auch nicht. Denn genau so sicher, wie das Team im März des Vorjahres noch längst nicht abgestiegen war, (wie die Wetten standen ist bekannt) sind sie in den jetzigen Tagen noch lange nicht ganz oben. Das Gerangel ist groß. Es gibt am Everest, man ist schon beinahe oben, eine steile Felsstufe. Der Hillary Step. Das letzte ernsthafte Hindernis vor dem Gipfel. Kleinigkeit denken manche, die so hoch gekommen sind. Von denen die so denken kommen die wenigsten da drüber. Hochmut kommt vor dem Fall. Die Wetterlage stellt sich nirgends so schnell um, wie im Hochgebirge. Körper, Geist und Seele sind in diesen Regionen besonders anfällig. Ellenbogen werden schon mal schneller ausgefahren. Schultern krachen.

Ein kleiner „Schnee“ball, einmal ins Rollen gebracht, kann zur Lawine werden. Da ist es lebenswichtig, dass man weiß, wo man gerade in dem Moment steht und nicht wo man gestanden hat oder wo man stehen wird.

Eines ist allerdings auch klar. Angst darf man hier in diesem Bulimalaya natürlich auch nicht haben. Man muss seinen Instinkten vertrauen. Man muss schon ganz hoch wollen. Warum klettert man sonst? Und wenn alle zusammen eine Einheit sind, versessen aufs Kletterspiel, dann macht es nichts aus, wenn einem mal der kalte Wind ins Gesicht bläst. Was uns nicht umhaut, macht uns stärker. Sollen sich nur vorsehen, die Rot-Weißen, Schwarz-Gelben und Blau-Weißen.

Trotz aller Anstrengungen, uns ins Stolpern zu bringen. Von einer Sache bin ich fest, sozusagen felsenfest überzeugt. Unsere Borussen stehen richtig. Sie haben sich so langsam an die Höhe gewöhnt, ohne zu vergessen, wo sie sich befinden. Sie werden alles dafür tun, „im Berg“ zu bleiben und ziehen weiter fest an einem Seil. Und weil sie die wichtigsten 40 Sicherungshaken schon längst eingeschlagen haben und somit fest verankert sind wie lange nicht, trauen sie sich was zu. Und das zunächst mal bis in den Mai. Der ja bekanntlich der Wonnemonat eines jeden Jahres ist.

In diesem Sinne, Berg heil!

Euer Fuppe